Richard Hossiep

13 August 2020

“Tue Gutes und rede darüber”. CSR in Stellenausschreibugen

Jedes Unternehmen hat in seinen Alltagsentscheidungen viel Spielraum darin, wie stark es seine soziale Verantwortung berücksichtigt (CSR). Nicht umsonst hatte Google noch bis vor kurzem in seiner Satzung stehen “Don’t be evil”. Die Entscheidung, mehr oder weniger “evil” zu sein, zeigt sich in Themen wie dem Umweltschutz, Arbeitnehmerzufriedenheit und der Arbeitsplatz-Diversität (Bassen, Jastram, & Meyer, 2005).

Zusammengefasst bezeichnet man das Konstrukt des sozial verantwortlichen Handelns in der Psychologie als Corporate Social Responsibility (oder kurz CSR). Sie stellt einen wichtigen Faktor für die Attraktivität von Arbeitgebenden dar und führt zu allerlei wünschenswerten Outcomes, wie einem erwarteten Werte-Fit (also einer Passung zwischen den Werten der Bewerber*innen und des Unternehmens), positive Erwartungen bezüglich der Behandlung von Mitarbeitenden und erhöhtes Interesse mit der Organisation in Verbindung zu stehen (Jones, Willness, & Madey, 2014; Albinger & Freeman, 2000).

Was wurde untersucht?

Angesichts dieser positiven Effekte der CSR ist es überraschend, dass Puncheva-Michelotti, Hudson und Jin (2018) in ihrer Studie feststellen, dass die Kommunikation der CSR in Stellenanzeigen meist eher spärlich und zurückhaltend ist.

Insgesamt wurden 4 Dimensionen von CSR untersucht: Arbeitsplatz-Diversität, Teilnahme-/ Weiterbildungsmaßnahmen, Gemeinschaft, und Umweltschutz. 

Während Teilnahme- und Weiterbildungsmaßnahmen in 86% der Stellenanzeigen erwähnt wurden, wurden Diversitätsmaßnahmen nur in 56%, Gemeinschaft nur in 28% und Umweltschutz nur in 4% der Ausschreibungen erwähnt. Zusätzlich wurden CSR Angaben häufig nur sehr oberflächlich getroffen und kein Unternehmen hat Angaben dazu gemacht, wie sich Mitarbeitende selbst an sozialen Maßnahmen beteiligen können.

Die Autor*innen ziehen den nachvollziehbaren Schluss, dass ein Großteil der untersuchten Arbeitgeber*innen eine gute Möglichkeit verpasst hat, ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern und Bewerbende anzuziehen.

Welche CSR Informationen sollte man also in einer Stellenanzeige ansprechen? Und wie macht man das am besten?

CSR Informationen alleine reichen nicht aus, um Bewerber*innen von der Stelle zu überzeugen. Sie können jedoch, besonders bei der Suche nach hochqualifizierten Talenten, das Zünglein auf der Waage sein, das ein Unternehmen vor die anderen bringt.

Genügend Informationen bereitstellen

Dementsprechend sollten Arbeitgeber*innen eine Struktur für ihre Stellenangebote entwickeln, in der ein “Überblick über das Unternehmen” enthalten ist. Außerdem sollten diese Informationen am Anfang des Ausschreibens angegeben werden und Auskunft über relevante CSR Maßnahmen geben. Des Weiteren empfiehlt es sich, externe Links zu benutzen, um Bewerber*innen die Möglichkeit zu geben, auf weitere Informationen zuzugreifen. So können sie sich ein tiefgreifendes Bild vom Unternehmen verschaffen (Puncheva-Michelotti et al., 2018). 

Angaben zum Umweltschutz und Gemeinschaftsinitiativen

Besonders Informationen zu Umweltschutzmaßnahmen und Gemeinschaftsinitiativen können in Stellenausschreibungen gut ankommen. Sie können dazu beitragen, dass Bewerbende ein hohes Maß an Stolz erwarten, würden sie für das Unternehmen arbeiten (Jones et al., 2014). Bewerbende, die sehen, dass ein Unternehmen die Umwelt und die lokale Gemeinschaft gut behandelt, gehen häufig davon aus, dass auch sie im Unternehmen wertgeschätzt würden (Greening & Turban, 2000). Außerdem kann die Erwartung von sozial verantwortlichen Kandidat*innen, gute Passung mit dem Unternehmen zu haben, so häufig gesteigert werden (Jones et al., 2014).

Beteiligung ermutigen

Weiter können auch Informationen dazu, inwiefern sich Mitarbeitende direkt an CSR Maßnahmen beteiligen können von Bedeutung sein. Vage Angaben, wie “Wir setzen uns für die Umwelt ein!”, steigern die Gefahr, dass Bewerbende die Infos für reines Greenwashing halten (Puncheva-Michelotti et al., 2018). Durch spezifische Informationen dazu wie Mitarbeitende mit einbezogen werden, wirken die Informationen seriöser. Außerdem werden Bewerbende mobilisiert, die bei der CSR selbst mit anpacken wollen.

Übrigens sollten CSR Informationen einheitlich und konstant in allen Jobanzeigen dargestellt werden, um die Kredibilität dieser Maßnahmen, und die des Unternehmens, zu steigern. Auch hier kann es bei widersprüchlichen Informationen in unterschiedlichen Ausschreiben ansonsten zur Vermutung führen, dass das Unternehmen sich nur sozial verantwortlich darstellen möchte, ohne sich wirklich zu engagieren.

Folglich solltet ihr also bei der nächsten Stellenausschreibung nicht zu bescheiden sein und daran denken , allen mitzuteilen, was genau ihr für Mensch und Umwelt tut. Vielleicht zieht ihr genau damit die nächsten high potential Kandidat*innen an Bord.

Quellen

Albinger, H. S., & Freeman, S. J. (2000). Corporate social performance and attractiveness as an employer to different job seeking populations. Journal of Business Ethics, 28, 243-253. https://doi.org/10.1023/A:1006289817941.

Bassen, A., Jastram, S., & Meyer, K. (2005). Corporate Social Responsibility: Eine Begriffserläuterung. Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 6(2), 231-236. https://doi.org/10.5771/1439-880X-2005-2.

Greening, D. W., & Turban, D. B. (2000). Corporate social performance as a competitive advantage in attracting a quality workforce. Business & Society, 39(3), 254-280. https://doi.org/10.1177/000765030003900302.

Jones, D. A., Willness, C. R., & Madey, S. (2014). Why are job seekers attracted by corporate social performance? Experimental and field tests of three signal-based mechanisms. Academy Of Management Journal, 57(2), 383-404. https://doi.org/10.5465/amj.2011.0848.

Puncheva-Michelotti, P., Hudson, S., & Jin, G. (2018). Employer branding and CSR communication in online recruitment advertising. Business Horizons, 61(4), 643-651. https://doi.org/10.1016/j.bushor.2018.04.003.

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